Stuttgart, 14.08.2020 Den idealen 800er gibt es heuer wohl nicht mehr
Mitten im August ging es nun zum dritten Mal in diesem Jahr auf die beiden Stadionrunden. Ort des Geschehens war diesmal das Stadion
Festwiese in Stuttgart, wo mit dem Landesoffenen Läuferabend der erste Stadionwettkampf des Jahres in der Neckarmetropole stattfand. Der
Stuttgarter Hauptbahnhof (oder besser gesagt, seine Überreste) und auch der Bahnhof Bad Cannstatt kamen mir aber irgendwie bekannt vor. Ich bin ja erst vor sechs Tagen dortselbst gewesen.
Diesmal brachte mich die Stadtbahn zum Bahnhof Neckarpark/Stadion, wo sich das Stadion Festwiese mit seinen Leichtathletikanlagen befand.
Gegen 17 Uhr war ich vor Ort, um das übliche Kontaktverfolgungsformular abzugeben und die Startnummer zu holen. Das Meeting begann um 17:25 Uhr mit zwei 5000m-Läufen, dann folgten zwei 3000er und für 18:55 Uhr waren die 800m geplant. So wusste ich also, wenn ich mich auf die
Erwärmungsrunde begeben musste. Um bei 27 Grad Schatten zu finden, verließ ich das Stadion und lief außen herum vorbei am ehemaligen Neckarstadion bis hin zum Mercedes-Benz-Museum und
zurück. Dabei dachte ich nochmal an die herrlichen Tage bei der WM1993 und an 2008, als ich beim Sternlauf auf die grüne Bahn einlief und beim Weltfinale Abschied vom schönen Stadion nahm. Die
Steigerungen gab es dann auf dem benachbarten Kunstrasenplatz, wo sich viele ein- oder ausliefen. Zwischen den beiden 5000ern gab es eine etwas längere Pause und so war klar, dass es mit den 800
Metern auch ein paar Minuten später werden würde. Dann war es aber doch soweit und ich war gleich im ersten Lauf dran. So konnten wir uns schon rechtzeitig vor dem Start auf die Bahn begeben. Der
Degerlocher Claus Ziller meinte noch, mir etwas erzählen zu wollen, aber für längere Referate bin ich in der Stunde vor einem Mittelstreckenstart nicht empfänglich. Dann folgte die Bahneinteilung, ich
hatte die Bahn vier. Es sollte losgehen, aber da flog noch ein Hubschrauber über das Stadion hinweg. Um 19:10 Uhr fiel dann doch der Startschuss. Meinte ich vorher, platt zu sein, sah es nun
anders aus. Als Fünfter kam ich dann auf die Innenbahn, vor mir bald etwas Luft, hinter mir Roland Bass. Knapp 40 Sekunden für die ersten 200m Meter, doch wie schon in Essingen
bremste ich dann doch etwas zu sehr ab. 1:22 für die erste Runde, da wäre vielleicht noch etwas gegangen, aber ich wartete zu lange mit der
Beschleunigung. Erst nach 600 Meter zog ich dann an, auch, weil ich sah, dass ich dem Weinstädter Klaus Rischke näherzukommen schien. Stimmt, die Lücke wurde immer kleiner, dafür drohte von hinten keine Gefahr mehr. Der Endspurt lief gut, es klappte aber nicht mehr gang.
Anderthalb Sekunden hinter Klaus finishte ich als Lauffünfter in 2:49,77 min. Der erste, der mich coronagerecht abklatschte, war der Ulmer Nico Russ. Mangels Meldezeit wirde er im langsamsten Lauf einsortiert und
siegte hier einsam in 2:02,39 min. Wir beide kennen uns persönlich seit Regensburg. Nach kurzer Erholungszeit hieß es dann noch einige per Ellenbogencheck anzuklatschen und dann brachte ich ein neues
Kunststück fertig. Um den Intercity um 20:08 ab Hauptbahnhof zu schaffen und noch etwas zum Essen zu holen, schaffte ich tatsächlich die U19 um 19:28, also 18 Minuten nach meinem Startschuss. Als sich
dann der Zug an Cannstadt vorbei aus dem Neckartal herausschlängelte, sah ich am gut gedeckten Abendessentisch noch mal kurz die Lichter im Stadion leuchten.
Es war ein schönes Sportfest und auch kein schlechtes Rennen, aber den idealen 800er werde ich heuer wohl nicht mehr erwischen. Das Risikorennen Anfang Juli in Regensburg wird wohl mit seinen 2:45,97
min für heuer auch das schnellste bleiben.
|