Eckental-Forth, 26.01.2020 Im Endspurt zum unerwarteten Titel
Am Freitag abend, zwei Tage vor den Mittelfränkischen Crossmeisterschaften, war ich nach langer Zeit mal wieder oben auf der Bahn. Im
schwindenden Tageslicht nutzte ich die Zeit vor unserer Jahreshauptversammlung, um nach dem Einlaufen noch längere Kordination und zum
Auflockern fünf Kurvenläufe zu machen. Ob sich das lohnt, wusste ich natürlich nicht.
Am Sonntag war ich vor dem ersten Rennen des Tages vor Ort und konnte so alle Läufer (ausser die Bambinis) fotografisch verfolgen. Gegen
Ende übernahm dann Ulrike Schwager diesen Part. Ich wurde vom Stadionsprecher als Hoffotograf begrüßt und so langsam trafen auch alle ein,
die man so kennt. Rennen verfolgen, Bilder machen, Gespräche führen - aber der Countdown läuft: Geplante Startzeit 13:35 Uhr.
Nach den U20ern machte ich mich dann selber mal auf die große 1800m-Runde, um den aktuellen Zustand zu checken. Danach war klar: es wird
keine Schlammschlacht, aber ich laufe mit Spikes. Manche Abschnitte sind doch etwas rutschig. Nach dem Frauenstadt übernahm dann Ulrike
entgültig die Kamera und ich machte noch meine Steigerungen. Auf dem holprigen Fußballplatz hakte es zwar etwas, schien aber doch ganz gut
auszusehen. Also mal sehen, was so geht. Dann noch ein letztes Davor-Foto mit Stefan und Roland.
Umziehen, zum Start gehen. Das letzte wärmende Oberteil übernahm dann Bodo Schwager. Das Wetter passte, 5 Grad und trocken - sehr gut für
Läufer und Zuschauer. Der Starter rief alle Startnummern auf - 67 waren anwesend. Offiziell 6200 m lagen vor uns, eine kleine und drei große
Runden. Wir wurden aber nicht platziert, jeder konnte sich dann so aufstellen, wie es ihm behagte. Letzte Gedanken: Was wird werden? Irgendwie
war ich diesmal sehr angespannt, fühlte mich aber auch gut. Der Schuss krachte in den Himmel. Ich machte auch gleich mal Tempo, denn nach
100 Metern gab es eine enge Linkskurve und da wollte ich nicht im Stau stehen. Da gab es schon mal die ersten Verwirrungen, denn manche
hätten mich nicht da vorne erwartet. Ich bin ja die letzte zeit auch eher ruhig angegangen. In der etwa 800 Meter langen kleinen Runde fand ich dann mein Tempo und hoffte, dass ich es werde durchlaufen können. Der Stadionsprecher schickte mich dann in die erste der drei großen Runden. Ich wurde noch überholt, vielleicht überholte ich auch noch
jemanden. Die Runde hat ja ihre beiden Höhepunkte: den Graben am Anfang ind den kurzen Steilhang am Bach, wo man am besten mit Schwung
hochkommt. Dazu sind etliche Singetrails dabei. Geben Ende der Runde sah ich, dass der Erlanger Michael Krug immer näher kam und als wir
den Sportplatz erreichten, zog er langsam vorbei. Nach der Meldeliste war Micha in der M55 der Favorit, damit dürfte er nunmehr den Titel geholt
haben. Eingangs der letzten Runde war es ann wohl schon über 30 Meter vor mir. Inzwischen waren die schnellen Höchstädter im Endspurt an mir
vorbeigeschossen und der Leutershäuser Simon Bauer war als Gesamtsechster der letzte, der mich überrundete. Ich schien momentan etwas
verhaltener zu laufen. Das meinte zumindest der Nürnberger Günther Fuhrmann, der nun den Rückstand zu mir schließen wollte. Normalerweise ist
er ja immer vor mir. Vielleicht hatte ich mich aber auch nur etwas erholt. Spätestens nach dem Singletrail wurde ich an der zweiten Brücke
schneller. 15 Meter vor mir lief der Schnaittacher Sven Ruppreckt und weitere 15 Meter davor war Micha, Vier verließen den Wald, es folgte ein
holpriger Feldweg, den ich gar nicht mag. Dann der Fahrweg und vor mir lag der Abzweig zum Sportplatz. Noch knapp 200 Meter. Ich könnte ja noch was für die Optik tun und einen Endspurt versuchen.
Der Sven müsste vielleicht zu packen sein, auch wenn er nicht meine Altersklasse ist. Urplötzlich zeigte mein Tacho 3,09 min/km an und noch vor
dem Stadioneingang war ich an Sven vorbei. Vor mir war nun Micha und nun bekamen die Zuschauer wohl wieder etwas geboten. Tatsächlich
schaffte ich es auf den allerletzten Metern vor dem Zielkanal vorbeizukommen mit mir den schon verlorengeglaubten Titel wieder zurückzuholen:
29:16 min, zwei Sekunden Vorsprung.. Die Erholung war dann doch relativ kurz, der Adrealinspiegel wohl noch recht hoch. Ich vergaß sogar, mir
einen heißen Tee zo holen. Dann erste Gespräche im Zielraum, natürlich auch mit Micha. Er hat nicht geglaubt, dass ich den Rückstand noch hätte
zulaufen können, aber aus gesundheitlichen Gründen hätte er, wenn noch Zeit gewesen wäre, ohnehin nicht kontern können. Er musste sein
Rennen möglichst gleichmäßig durchlaufen. Eines war aber auch zu spüren: er gönnte mir den Erfolg. Später dann in der Halle war es schon ein
komisches Gefühl, dass einem von überall gratuliert wurde. Auf den Stockerl hatte ich dann noch den Würzburger Martin Groß neben mir. Er war in der offenen M55-Wertung der Schnellste.
Dies war also ein etwas unerwarteter, aber auch schöner Erfolg. Natürlich spielte auch etwas Glück mit eine Rolle. Zwei meiner starken
bisherigen Altersklassengefährten Andreas Wolfer-Heimann und Gerdard Bauer sind in die M60 aufgestiegen, wo ja auch Dauerbrenner Hans
Freudenberger bereits aktiv ist, so waren meine Chancen heuer also noch etwas besser. Aber Laufen muss man ja dann doch noch selber und
das hat diesmal bei mir besonders gut geklappt... Wer weiss, ob es noch einmal klappt - Mittelfränkischer Crossmeister war ich bislang noch nie...
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