Stockholm, 08.08.2015 Da wollte ich wohl zuviel Ich fühlte mich gut am Samstag früh, dem dritten und letzten Tag der
Eurogames, besser als am Freitag morgen. So hätte ich eigentlich den 800 m gelassen entgegensehen können. Doch es kam wieder einmal ganz anders. Die Wettkampfpraxis fehlt, das Training wegen den Wetterkapriolen
sowieso, Und nun waren bei 22 Grad und Wolken beste bedingungen und ich wollte mehr, als ich momentan konnte. Beim Einlaufen durch den Park waren die Nerven aber wieder zum Zerreißen gespannt, irgend etwas passte
wieder nicht. Trotzdem noch halbwegs normale Erwärmung zwischen den ersten Läufen auf der Bahn im Stadion.

800 m-Finale, geplant um 11:20 Uhr und wie durch ein Wunder standen wir schon 5 Minuten später auch tatsächlich an der Startlinie. Es waren
einmal mehr die üblichen Verdächtigen und ich hatte das Gefühl, es wären nur die Schnellen da. Aber alle maßen mich an den Ergebnissen von Antwerpen, ich bin ja inzwischen auch wohlbekannt in der Szene.
Ich hatte Bahn 1 und nach dem Kommando dauerte es lange, bis der Schuss kam - der Startordner musste erst alle acht Bahnen abgehen. Dann der
Schuss und in dem Moment ging mein Tempogefühl wohl den Bach runter. Die relativ gute Verfassung, das kühle Wetter - ich wollte zu viel. Nachdem
sich das Feld auf der Gegengeraden einsortiert hatte, lag ich in Führung und alle lauerten auf ihre Chance. Nach 300 Metern nutzte ein Amerikaner
als erste die Chanche und dann noch andere, so wie der Franzose Jean Pierre Grasland, der sich als späterer Sieger heuer in Topform befand. 74
Sekunden über 400 m, dann wars aus. Irgendwie noch ins Ziel kommen, am Ende war es Platz 6 in 2:37,45. Und ich befand mich nach dem Rennen
im Gegensatz immer in der Vertikalen - irgendwo muss da etwas komplett schief gelaufen sein.

Das wäre also die letzte Medaillenchanche gewesen. 2:30,36 hätte ich laufen müssen, das habe ich heuer in Ellwangen doch schon geschafft. Aber
die kurze Verletzungspause und die Hitze haben mich wohl völlig aus dem Konzept gerissen. Ich stand ja noch über 5000 m in der Meldeliste, natürlich ohne irgendwelche Anbitionen, doch es kam ganz anders ...

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