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Cross-Halbmarathon

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11.12.2004, Seebad Heringsdorf

21,1 waren es auf keinen Fall…

Die ersten Cross-Europameisterschaften auf deutschem Boden – eine Premiere. Am Vortag ein weiteres Novum: im Rahmenprogramm fand ein Cross-Halbmarathon statt. Über 1000 Teilnehmer erhofften sich die Organisatoren  und für die jeweils ersten sechs Plätze waren Preisgelder ausgelobt.

Am Ende waren es reichlich 120 Läuferinnen und Läufer, die sich bei nebligen 3 Grad auf der Heringsdorfer Strandpromenade einfanden. Darunter natürlich etliche leistungsstarke Vertreter unserer östichen Nachbarn, die angekündigten 300 polnischen Vertreter blieben aber aus.

Am Samstag im Meldebüro noch mündliche Informationen: Vor 14 bis 16 Uhr, also zeitgleich zur Siegerehrung und zur Cross-EM-Eröffnung findet in der 1 km entfernten Jugendherberge eine Nudelparty statt, ursprünglich sollte sie noch im Zielbereich sein. Man schien die Organisation wohl schon zurückgefahren zu haben…

High noon im Seebad. Punkt 12 Uhr versammelte sich das Häuflein der 120 Aufrechten an der Startlinie. Nachdem sich Hannes Patzke ja nicht für die Cross-EM hatte qualifizieren können, musste ich wohl die Farben Ansbachs vertreten. Mal sehen, wie so ein Rennen im Dezember ausgeht.

Ansprache, vorne kaum zu verstehen, plötzlich der Startschuß. Selbst ein Organisator musste sich fluchtartig zur Seite retten, um nicht über den Haufen gerannt zu werden. Und es ging sofort zur Sache an der Spitze – schnell zog sich das Feld in die Länge. Ich lief mein eigenes Tempo. Es ging nach Osten nach Ahlbeck. Bald kam eine Tafel: 1 km. Bei genau 3 Minuten stand meine Uhr und das bei einer 1000m-Bestzeit von 3:00,9 min. Damit war klar, dass die Streckenlänge wohl eher geschätzt als vermessen wurde. Linker Hand die Dünen, rechts die wunderschönen Häuser am Ahlbecker Strand – Stadtrundgang bei 15 km/h. Bald begann wieder der Wald, die letzte Bungalowsiedung, schließlich unübersehbar der Abzweig nach rechts – weg zum Strand, herein in den Wald. Im Vorfeld und beim Start ging es zwar rechts chaotisch zu, aber auf der Strecke klappte die Organisation sehr gut. Mit riesigen Pfeilen auf dem Boden waren die Richtungsänderungen sofort ersichtlich, auch standen Posten an den Abzweigen.

Der erste Hügel, der Untergrund wurde schwieriger: Betonplatten. Ein Kameramann der NDR bei der Arbeit – das Ergebnise seiner Bemühungen mitsamt meiner eigenen Person sah ich am Abend in der Nordschau. Dann die Kreuzung der Straße zum Grenzparkplatz. Applaudierende Posten und gutgelaunte Polizisten, die die Straße sperrten – nun ging es in den Wald – Richtung Korswandter Berge. Die Waldwege waren ausgefahren, es erforderte schon etwas Kraft, dort zu laufen. Irgendwann war ich dann allein auf der Strecke. Die 10km-Tafel: 37:15 min. Meine Bestzeit steht bei 37:08 – das kann also nicht sein. Bergauf – bergab, nicht kräftig, aber spürbar. Dann erschien der nebelverhangende Wolgastsee, den es zu umlaufen galt. Nach dieser Runde dann doch eine echte Crosseinlage: 15 Meter Höhe waren zu überwinden und dieser etwa 50 m lange Anstieg hatte es in sich. Ein Läufer war immer schon etwas hinter mir und auf den ebenen Abschnitten schien er näher zu kommen. Kurzzeitig gab es dann noch Gegenverkehr – die letzten hatten ihre Seerunde noch vor sich. Auf bekannten Pfaden ging es zurück zur Ostsee. Am Bahnübergang nun auch der Bundesgrenzschutz – die Bäderbahn wartete am Grenzbahnhof schon auf ihre Abfahrtszeit. Vor mir eine große Lücke: noch kreuzten Autos den Weg, dann machte mir die Polizei den Weg frei. Beifall, Abklatschen – denn ein letztes Mal hinein in den Wald. Und langsam wurden die Beine schwer. Der unruhige Untergrund schien es in sich zu haben. Konditionell ging es aber noch sehr gut. Endlich wieder auf der Strandpromenade. Spaziergänger, die sich wohl wunderten, war denn los sei. Mein Verfolger lief auf und vorbei, noch schnelle schossen zwei jüngere Läufer an uns vorbei. Endspurt um jeden Preis? Die Kondition wäre da gewesen, aber die Beine waren schon fast aus Gummi – also lieber nicht. Endlich das schwarze Zieltor: geschafft. Der Blitz einer Fotokamera – hinter ihr war Theo Kiefner. Er schien wohl auf mir gewartet zu haben…nebenstehend sein Bericht in der FLZ. 1:20:58 Std., Platz 27 im Gesamteinlauf , 12 Ausländer vor mir. Der Sieger Yurij Hychun aus der Ukraine lief 1:02,19 Std. – manche Kenianer würden wohl staunen, wann sie diese Zeit umkommentiert zu Gehör bekommen.

Wie lang war die Strecke denn nun wirklich? Schon im Umkleidezelt wurde diskutiert. Die örtliche Presse jubelte am Montag noch über die Bestzeit einer einheimischen Läuferin… Das in der Ausschreibung veröffentlichte Streckenprofil reicht bis 20,1 km. Eine Streckenbescheibung besagt: bis km 3,2 Strandpromenade, dann bis km 17,4 profilierte Waldwege. Am Ende wieder die Strandpromenade, der Abschnitt auf ihr war sogar etwas kürzer – das waren beim bestem Willen keine 21,1 km, sondern irgendetwas zwischen 20,1 und 20,5 km. Im Ziel gabs Urkunden zum Selbstausfüllen und verkleinerte Ausführungen der EM-Medaillien, um die am nächsten Tag gestritten wurde. 

Die Jugendherberge lag auf dem Weg zum Zimmer, also auf dem Weg zur Siegerehrung mal vorbeigeschaut – von einer Nudelparty war nichts zu sehen… Für längere Suchereien fehlte die Zeit. Siegerehrung mit Udo Bayer und Christian Schenk, unter den Zuschauern auch Ex-Europameister Olaf Beyer, der auch mitlief (1:16). Auf den ersten sechs Plätzen kein Deutscher, auf Rang 7 und damit dem ersten Platz ohne Preisgeld dann Tom Scharff… Es folgte eine stimmungsvolle Eröffnung der Cross-EM.

Immerhin: mit dem freien Eintritt in die Ostseetherme klappte es dann problemlos.