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Markt Indersdorf, 07.03.2015 Meine letzten “Deutschen” in schwarzweiss

Samstag, 5. März 2011, 11:30 Uhr. Norddeutsches Schmuddelwetter. Der Nieselregen rann noch aus den grauen Wolken, die der Westwind über das Löninger Sportgelände trieb. 105
Läufer stehen am Start. Zum letzten Male streiche ich meine Haare aus dem Gesicht. Vor mir das Grün der Laufstrecke, hinter mir verbranntes Land – meine letzten „Deutschen“ in Schwarzweiß...?
Samstag, 7. März 2015, 11:00 Uhr. Bayerisches Vorfrühlingswetter. Die Sonne kämpfte sich langsam durch die Wolken, die noch über dem Markt Indersdorfer Sportgelände hingen.69
Läufer stehen am Start. Zum letzten Male streiche ich meine Haare aus dem Gesicht. Vor mir das Grün der Laufstrecke, hinter mir eine schwarze Zeit, die an uns Läufern
glücklicherweise vorbei zog - meine letzten Deutschen in Schwarzweiß.
Nun ist es also soweit. Es heisst zumindest bei Meisterschaften Abschied zu nehmen von den traditionsreichen Ansbacher
Farben. Das alte LG-Trikot, welches es in der aktuellen Farbgebung seit der Jahrtausendwende gibt und ich seit 2005 trage, hat sich im aktuellen Jahrzehnt bei den Läufern immer mehr
zum Vereinstrikot des TSV Ansbach gemausert und die weissschwarzen Farben leuchteten oft vorne bei Wettkämpfen. Wäre Löningen 2011 wirklich der Abschied gewesen - ich wäre in
Markt Indersdorf wohl auch am Start gestanden, dann aber wohl in weissrot... Wir, also Matthias Henninger, Christian Häupler und ich, waren aber ein Jahr später anno 2012 in Ohrdruf die letzten
Starter der LG bei Deutschen Crossmeisterschaften (wir ahnten es damals schon) - natürlich in weissschwarz. Es waren die vierten großen Titelkämpfe in Markt Indersdorf. Nach
drei “Bayerischen” 2009, 20013 und 20014 nun also die “Deutschen” und ich war bei allen Titelkämpfen dabei. Die Bilanz: Heuer war es wohl die schwerste Strecke. Sie wurde geändert, um
größere Felder verkraften zu können, wurde aber gerade deswegen anspruchsvoller. Neu im Programm war der Abschnitt auf dem benachbarten Acker, doch dort gab es keinerlei ebene
Abschnitte, dafür aber bereits beim zweiten Meisterschaftsrennen für die Spikes keinen Halt mehr... Angela brachte Trainer Hans Seeger, Schlachtenbummler Bernd Wolfschläger und mich
wohlbehalten nach Indersdorf und zurück. Angela war vor mir dran - natürlich auch in weissschwarz. . Die ersten beiden Runden konnte ich noch mitverfolgen, dann
waren auf der Straße vor der Schule die letzten Steigerungen fällig und die unmittelbare Vorbereitung lief. Auch die
Nervosität wuchs noch etwas, dabei war es aber doch klar: Das Ziel kann nur heißen, wenigstens einige Läufer hinter mir zu
lassen. Gegen 11:45 Uhr versammelten sich dann alle 69 zwischen 50 und 59 Jahren an der langen Startlinie. Nach dem
Hinweis des Startordners, ob sich alle haben abhaken lassen, verschwanden einige nochmal zum Einlass. Hans war inzwischen auch vor Ort und nahm meine Sachen. Auch wenn es mir noch etwas frisch schien - zum letzten DM-Rennen in weissschwarz ist ganz einfach ganz kurz angesagt. Das mit
dem “frisch” hat sich aber dann schnell erledigt - gefroren habe ich nicht mehr. Ich stand bewusst nicht in der ersten Reihe, das
überlassen wir mal den schnellen Jungs, die auch schon 50 sind. Stadionsprecher Artur Schmidt sorgte für Stimmung (und das sechs
Stunden lang) und übergab an den Starter. Recht problemlos ging es also dann los. Auf der Wiese merkte ich schnell, da helfen die
Spikes nicht mehr. Am Rodelberg fragte ich mir fünfmal, wie ich da wieder runterkommen sollte. Hochzukommen war kein Problem, auch wenn Hans Seeger natürlich gerade dort seine Haltungsnoten verteile. “Lass es runter rollen!” Wenn ich das gemacht hätte, wäre
ich wohl irgendwo in der Pampa gelandet. Auch der kurze Abhang kurz vor dem Ziel hatte es in sich und ebene Abschnitte waren ohnehin rar gesät. Es war eben ein selektiver und meisterschaftswürdiger Kurs,
manch einer scheiterte daran. Nach zwei der fünf Runden kam erst mal bei mir die erste Schwächephase, von Hans sehr wohl erkannt. Ein Hamburger Läufer war der letzte, den ich überholte, dann geschah
hinsichtlich Platzierungswechseln nicht mehr. Die Abstände nach vorne und hinten blieben gleich, es waren noch einige hinter mir. Das Burghaslacher Team lief Streckenkenntnis und machte schnell mal für mich eine
LaOla. Doch auch von etlichen anderen wird man angefeuert, nur Tobias Heller musste arbeiten, sprich: Bilder machen. Dann, angesichts des Umstandes, dass es nun dem Ende entgegen geht, kam die Kraft
wieder, von Hans auch erkannt. Auf meiner vierten Runde schoss dann Rosenheims Überflieger Reinhold Hopmeier vorbei, wohl der einzigste, der mich überrundete. Immer zu hören: Moderator Artur Schmidt, so
auch mal sein Kommentar: “Startnummer 919: lange Haare, schönes Stirnband.” Wer könnte da gemeint gewesen sein? Die letzte Runde. Noch einmal alle Schikanen der Strecke, alle Berge und
Schlammpassagen, dann endlich der Zielschuss. Zum neunten und letzten Mal bei Deutschen Meisterschaften in weissschwarz über die Ziellinie - es war ganz einfach schön. Für die Statistiker: Platz 35
in 29:48 für die offiziell angegebenen 6000 m - es wird behauptet, dass die Runde länger als 1200 m wäre...
Dafür war sie in Indersdorf früher kürzer als angegeben.... Hans begrüßte mich wenig später und vermisste ein gewohntes Bild. Gut, den toten Mann gab es nicht (der lag mal in der Erfurter Sporthalle und im
Steigerwaldstadion), aber ich bin doch eine halbe Minute auf der Treppe gesessen. Wir beide waren uns einig - es war ein schönes Meisterschaftsrennen.
Und Paul Lautner aus Neuburg an der Donau hatte mich im November an der Olympiaalm noch weit hinter mir gelassen, diesmal auf schwererer Strecke war
ich vor ihm und seine Form war seiner Aussage nicht schlechter als damals...
Und auch wenn Hans erst skeptisch war: acht Stunden, von neun bis fünf waren wir in Indersdorf und es war eine schöne Zeit - auch angesichts des schönen Vorfrühlingswetters unter
weißblauem Himmel. Indersdorf war für uns der Höhepunkt der Crosssaison 2014/15. Nun geht es in den Alltag - mal sehen, was er uns bringt - in den neuen und ebenfalls
traditionsreichen grünen Farben des TSV Ansbach... (und ab und an vielleicht auch mal weissschwarz...). Ich muss nur sehen, dass ich jetzt zum Wettkampf ein grünes Stirnband in der
Tasche habe - dessen Premiere war eben in Markt Indersdorf.
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