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24. Frankfurt-Marathon

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Frankfurt, 30.10.2005
Trotz der Wärme - zum zweiten Mal unter Drei

Sonntagmorgen, 9:24 Uhr. Pünktlich rollt der Zug in die Frankfurter Bahnhofshalle. Draußen verstecken sich die Spitzen der Wolkenkratzer im Nebel. Noch sieht es für mich gut aus – meterologisch gesehen. Gemeinsamer Fußweg der Ansbacher und Flachsländer zur Messe, Unterlagen holen, umziehen, Erinnerungsfoto, Sachen abgeben. Etwas Einlaufen in den warmen Gängen der Messe. Fast auf dem letzten Drücker raus in die Kälte, inzwischen zeigte sich der Messeturm bereits wieder in seiner vollen Schönheit. Hinter der Reihe der Spitzenläufer bot sich eine Möglichkeit, in den Startblock zu klettern  Mit mir überstieg auch noch ein Kenianer namens Jacob Losian das Gitter, dieser beendete aber nach 1:05 Std. das Rennen zur Halbzeit. In diesem Moment rückte das Hauptfeld vor, so dass ich dann doch nicht mehr hinter der schwarzen Phalanx stand. Rudi und Peter konnte ich so natürlich nicht mehr finden. Die letzte Minute, der blaue Himmel wurde immer mehr. Punkt Elf begann dann die Jagd. Ich versuchte natürlich gleich, das tempo zu drosseln, 4:10 für den ersten Kilometer waren auf jeden Fall zu schnell. Rudi kam von hinten, beste Wünsche wurden ausgetauscht, dann zog er davon. Peter schloß auf, wir blieben zusammen. Beide wollten wir auf etwa 1:31 angehen. Er war gesundheitlich noch angeschlagen, mir wurde es bald zu warm. Inzwischen verzog sich der Hochnebel endgültig und die Sonne schien vom blauen Himmel. Matthias Rösch aus Aalen schloß noch auf und verschwand dann nach vorne, er wollte die Schallmauer angreifen. Mit einmal wurde es eng. Mitsamt einer riesigen Menschentraube kam der 2:59-Zugläufer von hinten. Lange noch sahen wir die beiden gelben Luftballons von hinten. Der Zugläufer hatte es nicht leicht, ein gleichmäßiges Tempo zu laufen, denn so ganz genau standen die Kilometerschilder wohl nicht. Die Differenzen in den Kilometersplits waren nicht nur mit Tempowechseln zu erklären und das fiel nicht nur uns auf. 21:48 nach 5 Kilometer – das passte eigentlich. Zurück Richtung Innenstadt – hier herrschte wieder Hochstimmung. Dann gings auf die große Schleife. 21:04 für die zweiten Fünf – das war etwas flott. Mainüberquerung im Sonnenschein – der vielgepriesende Ausblick auf die Skyline Mainhattans war aber durch Werbebanden auf ganzer Länge der Brücke verhängt. In Sachsenhausen das Angebot von Peter: Wenn Du willst, lauf schneller. Ich wollte aber noch nicht. Im Gegenteil: Irgendwie waren meine Muskeln immer wieder wie Gummi. Es waren immer wieder einige Meter, wo ich kurzzeitig das Tempo herausnahm. Irgendetwas lief da nicht ganz rund. 1:00:10 nach 14 km – das war, wenn wir mal von den letzten 195 Metern absehen – genau ein Drittel der Strecke. 21:47 für den dritten Fünferabschnitt – es war wieder etwas ruhiger. Schattensuche in Sachsenhausen – in Niederrad gab es dann keinen Schatten mehr. 21:43 bis zur Zwanziger-Marke. Dann kam die Halbzeit: 1:31:10 zeigte meine Uhr. Jetzt hieß es doch Abschiednehmen von Peter: Es ist ein Risiko, doch irgendwann musste ich das Tempo erhöhen und hoffen, möglichst lange durchzustehen. Letzte Wünsche – dann begann gleich das Überholen. 20:56 standen bei km 25 für den Fünferabschnitt zu Buche. Beim zweiten Drittel, also bei km 28 waren es dann ganz knapp unter 2 Stunden. Und jetzt hatte ich auch den Rhythmus gefunden, die muskulären Probleme der ersten Hälfte waren wie weggeblasen. Und ein anderer unterstützte uns: Wilhelm Maußer begleitete seine Heilsbronner mit dem Fahrrad und feuerte uns natürlich auch an. Höchst war erreicht: 2:08 Std. nach 30 Kilometern, also 20:44 für den Fünferblock. Irgendwann kamen mir einige Tränen: Sollte es wirklich wieder mit der Schallmauer klappen? Noch sind es aber noch 12 Kilometer mitsamt der gefürchteten Mainzer Landstraße. Irgendwie wurden die Beine doch etwas schwerer, es gab keinen Schatten, doch die Aufholjagd ging weiter. Als zusätzliche Unterstützung gab es noch einen Schluck Cola von Wilhelm. Vor zwei Minuten muß sein Vereinskamerad Bülent Gökbaryak vorbeigekommen sein, der am Ende erfolgreich die 3-Stunden-Schallmauer bezwang. Als es nach 34 km auf das letzte Sechstel ging, hatte ich noch 31 Minuten Zeit. Kurz danach ein bekanntes Gesicht: ich hatte Matthias Rötsch eingeholt. 21:07 für den Abschnitt bis km 35, etwas langsamer, aber noch nichts bedrohliches. Der Schwenker in die Frankenstraße – endlich wieder Schatten. Noch einmal in die Innenstadt und in der Gallusstraße stand wieder der Trompeter. Seine letzten Töne hörte ich noch, dann machte er gerade eine kleine Pause. Diesmal war es kein Trauermarsch, den er mir blasen konnte. Die Vierziger-Marke auf dem sehr schwer zu laufenden Belag der Fußgängerzone, 21:10 für den Fünfer-Block. Und die Uhren Standen auf 13:50 Uhr. Noch knapp 10 Minuten bis Ultimo – das muss zu schaffen sein. Der Sprecher an der Alten Oper wusste: alle, die jetzt durchlaufen, können noch unter Drei laufen. Willi stand bei km 41 nochmal auf dem Mittelstreifen, Peter sah Rudi und mich im Zweiminutenabstand im Gegenverkehr. 100 Meter vor mir der Ballon des 2:59-Zugläufers. Bis hier hatte ich eigentlich nur überholt, jetzt zogen alle ihr Tempo an. Der Hammermann schwang sein Arbeitsgerät und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich auch meine Grenzen erreicht habe. Kontrollierender Blick auf die Uhr: Nein, ich muss keinen Endspurt um jeden Preis anziehen. Ein solcher hätte die Erholungsphase im Anschluß wohl nicht nur unwesentlich verlängert. Linkskurve, rein in den Hexenkessel der Festhalle. Leider lief über der Ziellinie keine Zeit mit, aber schnell war es klar:2:59:30 Std – zum zweiten Mal unter Drei. Ich saß in der Halle an der Bande, die Tränen flossen wieder einmal. Eine Sanitäterin wollte mich trösten, ich konnte sie beruhigen: es waren Freudentränen. Trotz der Wärme unter 3 Stunden – es war nicht zu erwarten. Wir unterhielten uns kurz, sie sagte einen herbeieilenden Kollegen: alles in Ordnung. Leider hatten die Sanitäter schon gut zu tun, zweimal schnappten sich welche die neben mir stehenden Tragen…

Knapp 10 Minuten – dann war ich wieder auf den Beinen, langsam zur Verpfleungsmeile, vorsichtig erste Schlucke trinken. Die Erfahrungen zeigten, dass mein Magen hier sehr allergisch reagieren kann, aber diesmal klappte es doch alles. Schnell kehrten die Lebensgeister wieder – aber es gab ja auch Grund, sich zu freuen.

Bei Rudi zwang die Archillessehne zur Tempodrosselung er lief 2:57:42, bei Peter war es eine überstandene Erkältung, bei ihm waren es dann 3:09:54. Und Matthias Rösch muß einen weiteren Anlauf starten, die Drei-Stunden-Schallmauer zu knacken…

So ganz ohne weibliche Betreuung ging es später doch nicht: Im Zug, irgendwo hinter Hanau, meldeten sich plötzlich in beiden Oberschenkeln kräftige Krämpfe und Jutta Schrenk half mir, diese wieder herauszubringen.

Meine Marathonhistorie:
1. 3:44:20  Berlin, 24.09.1995
2. 3:26:20  Berlin, 28.09.1997
3. 3:36:33  Berlin, 10.09.2000
4. 3:18:34  Berlin, 30.09.2001
5. 3:12:21  Berlin, 29.09.2002
6. 3:06:33  Frankfurt, 26.10.2003
7. 2:56:21  Hannover, 02.05.2004
8. 3:07:46  Frankfurt, 31.10.2004
9. 2:59:30  Frankfurt, 30.10.2005