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Emskirchen, 17.09.2005 Duell auf Biegen und Brechen - Gegeneinander statt miteinander
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein 10.000m-Rennen auf der Bahn zu bestreiten. Man kann sich Partner suchen, um sich in der Führung gegenseitig abzuwechseln, man kann aber auch gegeneinander laufen.
Der Zweikampf zwischen Thomas Czernicky und mir war das beste Beispiel dafür, wie so etwas geht.
Nach einigen Nachmeldungen waren es dann wohl doch mehr als 15 Läufer und Läuferinnen, die bei den offenen mittelfränkischen Meisterschaften die 25 Stadionrunden in Emskirchen laufen wollten. Darunter
einige bekannte Gesichter aus dem Kreis. Willi Mausser und Thomas Czernicky waren schon gemeldet, Uschi Herzog kam noch dazu. 15 Grad – also angenehme Temperaturen, nur ein störender Wind auf der Gegengerade.
Der Startschuss – ich kam gut weg. Wie erwartet setzten sich der Burghaslacher Günther
Wittmann und der Rother Roland Gerl an die Spitze, Thomas Czernicky folgte ihnen, dann das große Feld unter anderem mit Willi Mausser, Günther Dotterweich vom TSV Scheßlitz
und mich. Günter hatte mir schon angeboten, dass wir uns in der Führung abwechseln sollten, aber noch war es nicht soweit. 3:35 für den ersten Kilometer – das war schon etwas flotter als vor reichlich einer Woche in Schaan, wo ich mit 39:36,50 unterging. Irgendwann auf den
dritten Kilometer pegelte sich das ganze dann ein. Thomas war inzwischen hinter mir, aber ich konnte das Tempo von Willi und Günter nicht mehr halten. Diese beiden liefen dann ihr
gemeinsames Rennen. Von hinten kam ein heller Schatten: Günther Wittmann beim Überrunden. Noch war er Spitzenreiter, fiel aber später auf Rang zwei zurück. Ein anderer
Schatten blieb noch mit Abstand hinter mir: Thomas? Nicht umdrehen… Dann wieder ein dunkler Schatten: der spätere Sieger Roland Gerl im dunklen Outfit des SC Roth überrundete
und im seinem Windschatten: Thomas! Er versuchte gleich, in Rolands Windschatten einige Meter zu mir herauszulaufen. 18:38 zur Halbzeit: ich lang eigentlich gut im Rennen. Derb
Abstand zu Thomas war wieder aufgeholt, ich konnte mich mal vor ihn setzten. Einige Meter herausgelaufen, aber schnell war klar: das wird nichts. Wieder war
Thomas vorne. Noch einmal wechselte die Führung, aber eingangs der Schlussrunde versuchte es Thomas dann und setzte sich wieder vor mir. Es waren doch drei oder vier
Meter, aber an der 200m-Marke hatte ich mich wieder gefangen und kurz darauf wieder auf Tuchfühlung. Dann, eingangs der Zielgerade ging es zur Sache. Jetzt war es nur noch ein
100m-Rennen mit 9900m Warmlaufen. Irgendwie erinnerte mich das an alte Sprinterzeiten. Nur noch auf dem Vorfuß, volle Kraft bis zum Umfallen ohne Rücksicht auf Verluste. Ich
glaube, nach 50m war es geschafft. Ich hatte keinen Schatten mehr neben mir – das Duell war gewonnen. 37:32,2 – wenn die Zeit denn stimmt und das wäre dann persönliche Bestzeit
über 10.000m. Auf meiner Uhr standen 37:40, aber nach dem Motto: jubelnd durchs Ziel laufen, umfallen und dann erst die Uhr anhalten. Die Auswertung geriet dann aber zum
Chaos. Die Rundenzähler vergaßen bei Thomas eine Runde und waren der festen Meinung, er wäre eine Runde vor Schluss ausgestiegen. Das brachte bei den nachfolgenden Läufern
dann alles durcheinander. Eines ist klar: Roland Gerl ist Gesamtsieger vor Günther Wittmann, Willi Mausser knackte in seinem ersten 10000er gleich die 37 und wurde Dritter,
Günther Dotterweich also Vierter, ich dann Fünfter und Thomas Sechster. Und dann wurde der 39-jährige Günther Wittmann der M40 zugeordnet und erhielt den Meisteraufnäher der
M40, der ihm nicht zustand. Seine Einwände wurden zunächst vom Tisch gewischt. Eigentlich stimmte abgesehen von Roland Gerl und Willi Mausser keine einzige Urkunde
mehr... Inzwischen haben sich die Verantwortlichen aber erfolgreich durchgekämpft und es ist amtlich: Ich bin zweiter in der M40 hinter Günther Dotterweich, da dieser aber Oberfranke
ist, habe ich in meinem 15. Jahr in Mittelfranken den ersten Bezirksmeistertitel erlaufen
Das war also die Wiedergutmachung für Schaan: ich kann es doch noch auf den 25 Stadionrunden. Jetzt geht der Blick nach vorne zum großen Rennen: in zwei Wochen, am
zweiten Oktober ist es soweit. Doch davor, in der bevorstehenden Woche, die trainingsmäßig so wichtig ist, erst mal wieder eine Spätschichtwoche. Wenn ich diese
irgendwie überstehen sollte und mich in der Woche vor dem großen Rennen am Ufer des Ecknachs dann wieder in eine wettkampffähige Verfassung setzten kann…
Noch ist das große Rennen nicht verloren…
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