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31.10.2004

Der Trompeter in der Gallusstraße

Mein Akku war schon lange leer. Die erstmalige Vorbereitung auf einen zweiten Marathon im Jahr schien mein Körper nicht so recht zu akzeptieren. Das große Ziel war ja schon erreicht. Eines fehlte aber noch: Eine Mannschaftsleistung der LG Kreis Ansbach. Also doch noch mal…

Der Hammermann am Messeturm schwang seinen Hammer nicht mehr. Hat er seine Tätigkeit eingestellt oder nur seinen Wirkungskreis verlegt? Peter Müller-Wechsler. Ralf Kladny und ich standen gemeinsam im Startblock. Wenige Sekunden vor dem erlösenden Schuß drängte sich noch ein Ordner und verwies Ralf etwas weiter nach hinten, bevor er sich selber in Sicherheit bringen musste. Es ging los. Ein Gruß in die Kamera (wurde in Brandenburg gesehen), dann begann der Weg ins Ungewisse. Peter und ich blieben zusammen, beide wollten wir unter 1:30 angehen. Sehr schnell stellte ich aber fest: der Nebel löste sich schnell auf, es versprach warm zu werden. Im Vorfeld habe ich noch gefroren und daher noch etwas langärmliges unter. Zu zweit liefen wir so unsere Kilometer, durch den Norden und zurück zur Messe: 21:14 bei km 5, genau im Soll. An der Gallusstraße stand er, der Trompeter. Er spielte sein Lied, schickte uns auf die lange Reise. Melodien zum Träumen, zum Hoffen. Dann stieß der Heilsbronner Wilhelm Maußer zu uns. Wir beide kannten uns sehr gut, Peter ihm nicht, also mussten wir uns erst einmal vorstellen. Wilhelm blieb dann auch bei uns, auch er hatte die Drei-Stunden-Marke als Ziel. Aus seine Sicht war es genau die richtige Entscheidung, alleine wäre er wohl zu schnell angegangen. Weiter gings, nun zu dritt, über den Main nach Sachsenhausen. Und es wurde warm… Gemeinsames Ausziehen überflüssiger Oberteile bei 14 km/h. Es nahte der Bahnhof Niederrad. Wie schon vor Jahresfrist erwarteten uns dort Ute, Ralfs Schwester und ihrer Arbeitskollegin Gabi. Zwei rote Luftballons zeigten uns schon von weitem ihren Standort an. Überflüssige Kleidungsstücke flogen auf die Straße, ich übernahm mein Aldi-Iso. Peter brauchte nichts, er hatte ohnehin an jedem Verpflegungspunkt seine Eigenverpflegung deponiert (Geheimtipp: alkoholfreies Bier) und fand es im Vorbeilaufen auch sofort. Weiter gings zur Halbzeit. Ich hatte zunächst Seitenstechen, das legte sich aber dann wieder. 1:29:08 nach der Halbmarathondistanz, für Wilhelm waren es sogar 1:28:29 – er stand beim Start etwas weiter hinten. So richtig locker fühlte ich mich aber nicht. In Hannover kam die Lockerheit ja auf der zweiten Hälfte, diesmal aber… Kilometer 25, kurzer Stopp, um etwas zu trinken, den wenigen Meter zu Peter und Wilhelm konnte ich dann nicht mehr zulaufen. Nicht mal gute Wünsche konnte ich ihnen mehr mit auf die Reise geben.  In Nied stand er dann – der Hammermann. Jetzt, bei km 27, dort, wo ich vor Jahresfrist an Peter vorbeilief, begann der Kampf. Spätestens in Höchst begann dann das Überholtwerden. Am Bahnhof Nied gab es noch einmal Iso und gute Wünsche. Ab und an überholte ich aber auch noch, anderen ging es also noch schlechter. Im Fünferschnitt ging es so zurück nach Frankfurt . In Gallus, nach 36 km schien, dort, so ich im vergangenem Jahr auf Ralf traf, schien wieder etwas zu sein. Will der Körper nicht mehr? Noch geht’s aber. Platz der Republik, alles voller Menschen, die letzte Runde durch die Stadt. Plötzlich, an der Taunusanlage: Schmerzen in der linken Wade. Krampf? Kurzes Dehnen an einer gelben Telefonzelle (die gibs noch?), Weiterlaufen, noch mal Dehnen, kurz massiert… dann wurde es wieder besser. Überlegungen über Nahverkehrsverbindungen zur Messe waren noch zu früh. Dann wieder die Gallusstraße, kurz vor dem 40. Kilometer. Der Trompeter spielte wieder sein Lied. In meinen Ohren war es diesmal fast das Lied vom Tod. Die schwermütige Melodie zwischen den Häuserwänden gab mir wohl den letzten Kick – ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Im vergangenem Jahr wären es bei dieser Zwischenzeit Freudentränen gewesen (später kamen sie dann auch), in diesem Jahr war es wohl die Enttäuschung. Andere wären aber bestimmt froh gewesen, um diese Zeit an diesem Ort zu sein. Ist es immer Frankfurt, wo meine Emotionen freien Lauf suchen…? Endlich zurück zur Messe. Einen Kilometer vor Schluß kam Ralf auf der Gegenfahrbahn von vorne, das könnte auch noch unter 3:20 beim ihm werden. Messeturm – dann rein in die Festhalle. Jetzt die Tränen verdrücken, hier stehen die Fotografen. Bei 3:07:46 blieben die Uhren für mich stehen – was diese Zeit wert war, sollte sich sehr schnell zeigen. Peter verbesserte seine Bestzeit um über 7 Minuten und verfehlte mit 3:01:56 nur knapp die begehrte Schallmauer, Ralf kam in 3:17:57 ins Ziel. Dann sprach es sich herum: Rudi Proske hatte sich kurzfristig nachgemeldet und lief 3:03:32, er muß mich also irgendwo in Höchst überholt haben. Das bedeutete 9:12:59 für die Mannschaft der LG Kreis Ansbach in der Besetzung Müller-Wechsler, Proske, Behrendt – wieder einmal im letztem Rennen des Jahres die Führung in der Kreisbestenliste. Also hat sich der Kampf gelohnt. Für den Clou sorgte übrigens Wilhelm Maußer. Ebenfalls in Höchst setzte er sich von Peter ab und lief in 2:57:20 erstmal unter der Drei-Stunden-Schallmauer. Er wird die bremsende Tätigkeit der Ansbacher bestimmt in angenehmer Erinnerung behalten…

Für mich begann erst einmal der zweite Kampf. Etwas trinken – dann revoltierte der Magen. Der Körper wollte Wasser – der Magen nichts. Ute und Gabi kümmerten sich aufopferungsvoll um mich.  Nach einer reichlichen Stunde mussten wir dann zunächst den Weg zum Bahnhof logistisch neu durchdenken und inklusive Taschenholen umplanen. Mit einer Zwangspause auf dem Tiefbahnsteig am Hauptbahnhof klappte es dann doch und im Zug, irgendwo zwischen Frankfurt und Würzburg kehrten die Lebensgeister dann langsam wieder.

Irgendetwas war diesmal wohl zu viel für meinen Körper. Ob er mich im kommendem Jahr dann wieder sicher über die Strecke bringt…?

Glückwunsch an Euch alle, Danke für die Hilfe!

Meine Marathonhistorie:
1. 3:44:20  Berlin, 24.09.1995
2. 3:26:20  Berlin, 28.09.1997
3. 3:36:33  Berlin, 10.09.2000
4. 3:18:34  Berlin, 30.09.2001
5. 3:12:21  Berlin, 29.09.2002
6. 3:06:33  Frankfurt, 26.10.2003
7. 2:56:21  Hannover, 02.05.2004
8. 3:07:46  Frankfurt, 31.10.2004

Die Statistik des Rennens:

Platz Gesamt (Männer) 583
Platz Altersklasse (M40) 135
 
Zwischenzeiten
5 km:  0:21:14
10 km: 0:42:04 (0:20:51)
15 km: 1:03:26 (0:21:23)
20 km: 1:24:28 (0:21:02)
Halbmarathon: 1:29:08
25 km: 1:45:33 (0:21:06)
30 km: 2:07:24 (0:21:52)
35 km: 2:31:00 (0:23:36)
40 km: 2:57:11 (0:26:11)
Zielzeiten
Brutto-Zeit: 3:08:01
Netto-Zeit: 3:07:46

26.10.2003

Quo vadis, in Mainhattan...? (Die Zweite)

Ein Jahr ist vergangen und wieder stelle ich mir die gleiche Frage. Wohin geht die Reise am Main? Vor Jahresfrist endete das ganze nach vier Wochen Marathontraining in Freudentränen. 3:06:32 bedeuteten genau vor einem Jahr persönliche Bestzeit. Jetzt, am Ende einer langen und erfolgreichen Wettkampfsaison, sieht es anders aus. Die Marke von Hannover steht, jene 2:56:21, an der man nun gemessen wird. Doch im Vergleich zum Frühjahr sind die Voraussetzungen deutlich schlechter. Der Akku ist leer, der Körper kämpft permanent gegen irgendwelche Viren, die im Winter antrainierte Athletik müßte auch wieder aufgefrischt werden. Es geht wieder mal nur um die Mannschaft...

Wie vor Jahresfrist wird es am Sonntag also wieder ein Start ins Ungewisse. Aber: Das große Ziel ist ja erreicht. Mal sehen, was geht...

Allen Ansbachern, allen Heilsbronnern und allen anderen viel Erfolg in Frankfurt!