|
Sonneberg, 15.06.2025 Damit hatte ich nicht gerechnet

Mein letztes Mittelstreckentraining muss Anfang März gewesen sein, danach stocherte ich wegen den Knieproblemen nur noch etwas rum und lief
wettkampfmäßig erst mal nur noch in Dürrwangen. Nachdem ich im April fast völlig aussetzte, wagte ich mich erst wieder in Eckersmühlen auf die
Piste. Es folgte natürlich der Ansbacher Stadtlauf und das Pflichtprogramm beim Frontrun in Köln, alles 5 Kilometer-Rennen. In Ansbach konnte ich zumindest zeigen, dass ich noch spurten kann...
Mein Lauffreund Kurt Weinmann war schuld daran, dass ich beim 19. Sportfest der Sonneberger Leichtathleten für die 800 Meter meldete. Wir
beide waren dort schon öfter zusammen unterwegs und jedes Rennen zwischen uns beiden kann auch das letzte sein. Kurt hätte die Startnummer 1 getragen, doch diese kam leider nicht zum Einsatz. Aufgrund der schweren
Unwetter im Raum Bad Kissingen konnte er leider die Fahrt nicht antreten. Sonneberg blieb von den Unwettern verschont. Immer wieder stand in irgendeiner
Richtung eine schwarze Wolkenwand, doch alles zog vorbei. So blieb uns am bislang wärmsten Tag des Jahres (in Kitzingen hatte es 35 Grad) die drückende Schwüle
noch erhalten. Ohne Kurt waren wir nun im 800m-Rennen aller Jugendlichen ab U16 und Männer zu fünft - ein M14er, ein M50er und drei M60iger. Ich wusste vom
Leistungsvermögen meiner beiden M60-Kollehen Siegfried Feulner (TV Coburg) und Walter Englert (TG Kitzingen), von denen ich meinte, dass sie mich in meiner
derzeitigen Verfassung hoffnungslos abhängen werden. Der M50er Matthias Winterstein schien etwas langsamer zu sein und Walter sein 14-jähriger Sohn
Frederik wird sowieso vorne wegrennen. Dementsprechend “motiviert” kämpfte ich mich beim Einlaufen zwei Kilometer durch Sonnebergs Straßen, doch bei den langen
Steigerungen auf dem Rasen (wann hatte ich eigentlich die letzten gemacht?) schien es doch etwas besser zu gehen. Das war nun doch die übliche Wettkampfvorbereitung. Ich ging dann auch rüber zum
Start, zog mir in aller Ruhe die Spikes an (diese schlummerten auch schon drei Monate im Schuhschrank) und wartete auf das, was um 14:15 Uhr passieren würde.
Mit dem Inhalt einer Wasserflasche kühlte ich noch einmal den Körper herunter. Der Starter rief dann pünktlich seine fünf Männer zusammen und wir platzierten uns
erstmals an der Linie. Nochmal eine kurze Verzögerung, nochmal aufstellen und dann der Pfiff und das Kommando, nach langem Warten dann auch der Schuss. Frederik
natürlich gleich vorneweg, Siegfried knapp vor mir, Walter direkt hinter mir und Matthias kontrollierte von hinten, dass keiner verlorenging. So
richtig traute sich Siegfried wohl nicht, Tempo zu machen, aber ich schon mal gar nicht. Dafür hatte ich Walter immer unmittelbar hinter mit. Sie gfried ist ja im letzten Jahr dank meiners Sturzes BM-Dritter geworden, heuter in Fürth war ich mit 2:57 vor ihn. Er hatte inzwischen schon
einen leichten Vorsprung, aber ich blieb in der ersten Runde sehr ruhig, wusste ja einfach nicht, was ich kann. So kam es nach 300 Metern bei mir fast zu einem Stehversuch. Nach 93 Sekunden war die erste
Runde absolviert. Den Walter hatte ich fast an meiner Seite. Nun entschloss ich mich doch, mal zu beschleunigen und zu sehen, was passiert. Walter musste dann abreißen lassen und ich kam dem Siegfried etwas
näher. Er hatte aber bei 600 Meter auch eine Schwächephase, fing sich dann aber wieder. Mein schnellster Abschnitt war in der Schlusskurve, dann sah ich aber, dass Siegfried wieder zulegen konnte. Das wäre natürlich
der Zeitpunkt meines Endspurts gewesen, aber diesen wollte und konnte ich noch nicht riskieren. Immerhin schienen kurzzeitig die Beine etwas weich zu werden. Wie ich nun in der Zeit lag, wusste
ich natürlich nicht, aber ich hatte schon das Gefühl, dass es gut gelaufen muss. Ein ungläubiges fränkisches “Häh” dann im Ziel, meine Uhr schlug
gerade auf 3:02 min um. In Fürth bin ich Anfang Februar 2:57,43 min gelaufen und jetzt ohne spezifisches Training so knapp an der Drei vorbei?
Ich lag lange auf der Bahn , der Siegfried aber ebenso lange daneben auf dem Rasen. Doch etwas später standen wir dann alle fünf zum “Danach-Foto” beisammen.
Die Zeiten: Frederik Englert (TG Kitzungen, M14) 2:47,65 min, Siegfried Feulner (TV 1848 Coburg, M60) 2:57,30 min, Jlrg Behrendt (TSV 1860
Ansbach, M60) 3:01,92 min, Walter Englert (TG Kitzingen, M60) 3:07,17 min, Matthias Winterstein (SG Mengertsgereuth-Hämmern, M50) 3:35,04 min
Nachteilig in Sonneberg ist die lange Wartezeit auf die Siegerehrung, bis das Wettkampfbüro den finalen Papierkrieg erfolgreich bestanden hat.
Das ist aber auch der einzige Mangel, auf jeden Fall hatte es inzwischen etwas abgekühlt, und wohlschmeckende Sonneberger Bratwürste
mitsamt flüssiger Unterlage waren auch noch reichlich zu haben. Leider braucht man in Thüringen zum Duschen wohl fast überall Chips.
Das Wetter hielt bis zum Ende, erst als der Zug kurz nach fünf am Stadion vorbeirollte, begann es zu regnen. Sonneberg, mach´s gut - bis zum 20. Meeting - hoffentlich mit Kurt!

|