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Dinkelsbühl, 22.11.2025 Mit Wut im Bauch besser über die Berge und durch den Endspurt Fahrpläne der Deutschen Bahn
sind zuverlässiger als Streckenpläne beim Dinkelsbühler Cross, das zeigte sich wieder bei der 49. Auflage des Dinkelsbühler Crosslaufes. Der Wettergott zeigte sich dagegen deutlich läuferfreundlic her. Nach einer frostigen Nacht war es zwar immer noch
kalt, dafür aber sonnig und windstill. Wider Erwarten war auch der Boden noch nicht knallhart gefroren, dafür war die Frostperiode noch nicht lang genug. Da der Dinkelsbühler Cross mit der
Langstrecke anfängt und die Mittelstrecke erst danach ist, ging ich schon vorher mal auf die erste Hälfte der Runde, um den Streckenzustand zu prüfen. Dies ging dann aber völlig daneben.
Natürlich hing an jeder Ecke ein Plan und dieser zeigte die große Runde an, wie sie auch letztes Jahr gelaufen wurde, also ohne den nicht nur von mir ungeliebten Trailabschnitt. Es gab auch
keine Absperrung, so dass ich wie gewohnt und beschrieben geradeaus lief, bis ich an einer anderen Absperrung landete. Damit war mir klar, dass hier einiges nicht stimmte. Ich war nun
am Anstieg vom Mutschachgasthauf gelandet. Da wollte ich zwar ohnehin hin, um eben dort die Bodenbeschaffenheit zu prüfen, doch bei anderer Perspektive erkennt man bekannte Orte eben
nicht wieder. Zumindest testete ich noch kurz den zweiten Berg an, um festzustellen, dass für mich Spikes eindeutig von Vorteil sind. Durch das ganze Durcheinander fiel der erste Teil meiner
Erwärmung schon zu kurz aus. Wenn ich denn den Dinkelsbühlern nicht gesagt hätte, dass hier einiges nicht stimmt, wäre vielleicht die Langstrecke im Fiasco gelandet.
Dann hieß es, eben dieses Langstreckenrennen zu verfolgen. Nach dem Siegerfoto der ersten Drei folgte der zweite Teil der Erwärmung mit wenigen Schritten auf den Trail, welche meine
Entscheidung für Spikes bestätigten. Die Steigerungen folgten dann auf dem Fußballplatz, immer noch im Ungewissen, ob ich wettkampfbereit
bin. Eine gewisse Anspannung war trotz alledem im Gegensatz zu 2006 schon da, trotzdem auch die Ungewissheit, als ich in der Umkleide die
Tür zuknallte. Dann aber erstmal doch. Die Zeit war schon knapp, also umziehen und Spikes anziehen. Damit war es nun klar: ich laufe.
Der Start zum Mittelstreckenrennen war für 12:35 Uhr angesetzt, ich war rechtzeitig am Start und es reichte noch für einen Antritt mit Spikes. Punkt
12:35 Uhr wurde dann heruntergezählt und es ging für die 26 Läufer und Läuferinnen (das größe regionale Mittelstreckenfeld bislang heuer) los.
Ich ordnete mich erst mal hinten ein, kam aber doch ganz gut ins Rollen, obwohl die Erwärmung fehlte. Bald hieß es eh wieder abbremsen und
dann auf den Trail anzubiegen. Trailläufer meinen eben, so etwas in einem Cross einbauen zu wollen, mal sehen, wie lange es gu tgeht. Bei mir
ging es gut, trotz einiger heikler Situationen kam ich heil unten an und hatte nun das Mutschachgasthaus vor Augen. Aber nicht lange, denn nun ging es in die andere Richtung auf
dem Pfad bergauf. Mit Wut im Bauch machte ich unten gleich mal zwei Plätze gut und musste nun schauen, wie ich mög lichst gut hochkomme. Der Weg zieht sich gefühlt ewig, dabei sind
es nur 290 Meter, aber eben mit 8 % Steigung auch 22 Höhenmeter auf meist weichem Untergrund. Da gibt es ein Strava-Segment und dessen Krone hat ein gewisser Oliver Leibbrand mit 1:11 Minuten. Meine
Bestmarke von 1:51 min datiert aus 2019, aber vorher war ich noch nicht auf Strava. Diesmal waren es für mich 2:16 min und meine Beine wurden fast zu Gummi. So folgte eine kurze
Erholungsphase und ich wurde noch überholt. Dann der schon immer gefürchtete Wurzelabschnitt, immerhin waren zumindest hier die Gefahrenstellen
rot gekennzeichnet (das hat Moritz Meyer vor zwei Wochen auf 700 Meter hingebracht). Die Hälfte war nun geschafft, hier stehen ja die meisten Zuschauer
. In der Ebene konnte ich dann etliche verlorene Plätze gutmachen und mich etwas nach vorne kämpfen, dann versuchte ich wieder, mich etwas zu erholen,
hatte ich noch gefühlt noch eine ganze Läuferschlange hinter mit. Linkskurve und dann mit vollem Karacho in den Berg. Die Spikes gaben Halt, die Sonne
blendete etwas, stand sie doch direkt von vorne über der Bergkante. Ich fand aber problemlos den Weg und als ich oben angekommen war, sah ich, dass ich
hinter mir etwas mehr Luft hatte als vorher. Vielleicht sollte mal jemand auch für diesen Berg ein Segment erstellen. Kurze Erholungszeit und es ging ja auch gleich wieder bergab - nicht ganz
einfach. Am langen Anstieg vor der Zielkurve sah ich dann meine Vereinskameradin Catharina Huber vor mir. Sie schwächelte kurz, sah mich,
sah dann auch das nahe Ziel und zog durch. Aber da war aus meiner Sicht dann eh nichts mehr zu machen. Ich sah aber in der letzten Kurve, dass der junge
Julian Kubin sowie Michael Sczesny gemeinsam immer näher kamen. So kam es dann, wie es kommen musste: einen Schnitt vopn 3:30 km/min
erreiche ich auf der Cross-Zielgeraden nicht jeden Tag und ich schaffte es, einen Vorsprung von vier Sekunden ins Ziel zu retten. Vier Sekunden
vor mir finishte Catharina.Ferdinand wollte mir dann gleich Wasser bringen, er kennt meine Erholungsphase nicht, die dann doch eine Minute
dauerte. Unter die warme Dusche kam ich aber dann doch erst nach dem letzten Nachwuchsrennen und dann gab es noch Kaffe und Kuchen und die Urkunde als Dritter der Kreismeisterschaft bei den Männern.
So war es nach dem Durcheinander im Vorfeld doch ein versönliches Ende. In diesem Jahrzehnt bin ich auf der Mittelstrecke, egal auf auf der
klassischen oder der Trailvariante nicht unter 19 Minuten gelaufen. Für mich waren es diesmal 18:40 minuten für etwa 3500 m, die offiziell
angegeben Streckenlänge von 3560 m bezieht sich auf die reguläre klassische Runde.
50 Jahre Crosslauf in der Mutschach hat man nach der Erstauflage 1974 schon 2024 feiern können (übrigens auf regulärer Strecke), doch
aufgrund dreier Ausfälle findet 2026 nun auch der 50. Dinkelsbühler Cross- und Waldlauf statt. Mal sehen, wer zuverlässiger ist: Bahnfahrpläne
oder Dinkelsbühler Crossstreckenpläne - beide ändern sich gerne ohne Vorwarnung über Nacht und man steht dann ratlos an der Bahnsteigkante oder am Start.

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