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Unterwurmbach, 18.07.2015 Nach 14 Jahren fiel Paul Sichermanns Streckenrekord
Es galt ein Jubiläum zu feiern: Zum 30. Male lud der SV Unterwurmbach die Lauffreund aus nah und fern zum Altmühlseelauf ein. Es wird aber keinen
geben, der alle 30 Rennen komplett absolviert hat. Die Erfolgsgeschichte begann 1986 mit einem Staffellauf um den Altmühlsee, der bis 2005
stattfand. Im Jahre 1995 wurde erstmals der Altmühlsee-Halbmarathon ins Programm aufgenommen, teilweise gingen bis zu 800 Läufer an den Start.
Das Staffelrennen fand auch einen Nachfolger, denn seit 2007 gibt es für alle diejenigen, denen die 21,1 km zu lang sind, den Jedermannslauf über 7
Kilometer. Die Arbeit der Organisatoren weiss auch die Stadt Gunzenhausen zu würdigen. Der Lauf zieht auch Touristen nach Altmühlfranken, haben doch in etlichen Bundesländern bereits die Ferien begonnen. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bedankte sich im Namen der Stadt mit einer finanziellen
Unterstützung. Schnee gab es in der langen Geschichte des Traditionsrennen noch keinen, doch zum gewohnten war das Wetter wieder einmal in aller Munde. Sturm, Gewittergüsse und glühende Hitze hat es
schon alles gegeben, die Vorjahresauflage mit über 30 Grad ist vielen noch in heißer Erinnerung. Beim diesjährigen Achterbahnwetter schien auch alles möglich. Am Vorabend baute das Team des SV
Unterwurmbach noch bei glühend heißen 35 Grad die Infrastruktur am Sportgelände des SVU auf, dann kam eine leichte Abkühlung. Und es kamen auch die Läufer. Der Nachmeldeschalter wurde rege umlagert, so durften sich die Organisatoren um
Ernst Albrecht über etwa 550 Läufer und Läuferinnen freuen. In zwanzig Jahren werden sie vielleicht selbst den Altmühlsee umrunden, heuer ließen sich die etwa 50 Bambini vom einsetzenden Regen nicht
beeindrucken und zeigten auf der etwa 400 Meter langen Runde Kampfgeist und Begeisterung am Laufsport. Die Älteren nahmen anschließend ihre Erwärmungsarbeit auf. Einlaufen, Gymnastik,
Dehnübungen, schnelle Steigerungen – jeder hatte da sein eigenes Programm. Und viele freuten sich bei etwa 25 Grad auch über den Regen, würde er doch willkommene Abkühlung
spenden. Es sollte nur kein Wolkenbruch werden. Als um 18 Uhr dann die 350 Halbmarathonläufer auf die Reise geschickt wurden, war der Regen bereits abgezogen. Auf der gewohnten Runde ging es für die
Läufer zunächst durch Unterwurmbach und knapp zwei Kilometer nach dem Start war auch der höchste Punkt der Strecke erreicht. Vorbei an der Trocknungsanlage
führte der Weg dann zum See. Die Frage nach den Favoriten war im Vorfeld schwer zu beantworten. Kai Reißinger und der Gunzenhausener
Andreas Doppelhammer, beide von der Pleinfelder „Mannschaft ohne Namen“, kurz M.O.N., waren im Gespräch. Doch bereits nach 500 Metern lag
ein dunkelhäutiger Läufer vor dem Feld: Endisu Getachew (BTS Bayreuth), der sich erst kurzfristig nachmeldete, konnte sich leicht absetzen, doch noch lagen über 20 Kilometer vor dem Feld…
Inzwischen standen die 150 Teilnehmer des Jedermannslaufes an der Startlinie, diese nahmen 20 Minuten später ihre 7 Kilometer in Angriff. Mit dem Startschuss zogen dann auch die Regenwolken
ab und die Sonne, die nun noch fast drei Stunden vom blauen Himmel schien, heizte die vom Regen noch feuchte Luft sofort auch. Damit war klar: auch der 30. Altmühlseelauf wurde wettertechnisch zur Herausforderung.
Am Ziel liefen derweil die Vorbereitungen auf dem Ansturm der Fünfhundert. Becher füllen, Äpfel und Bananen schneiden, Medaillen bereitlegen. Plötzlich lief um 18:31 Uhr ein einsamer Läufer ins
Ziel. Große Verwirrung: 11 Minuten für 7 km oder 31 Minuten für den Halbmarathon sind beides gleichermaßen unrealistisch. Des Rätsels Lösung: Benedikt Huber aus Sachsen stand im falschen
Startblock und nahm bereits mit den Halbmarathonis den Jedermannslauf in Angriff. Er wunderte sich bereits, dass er so deutlich in Führung liegen würde. Für Organisatoren und Zeitnehmer kein
Problem, seine Zeit von 31:48 wurde für den Jedermannslauf gewertet und bedeutete dort Rang Fünf. Die Zielbetreuer hatten so schon einmal Gelegenheit, die Abläufe zu üben, bis dann Roland
Rigotti (TSG 08 Roth) auf die Zielgerade einbog. Nach 27:33 min konnte sich der 39-Jährige bereits zum vierten Male in die Siegerliste des Jedermannslaufes eintragen. Es war eine klare
Angelegenheit, denn erst knapp zwei Minuten später folgte in 29:20 min der Zweitplatzierte: Philipp Schwab, bewies, dass man beim 1. FC Aha nicht nur gut Fußball spielt, sondern auch schnell
laufen kann. Rang 3 ging in 29:58 min an Daniel Stumpf (ESC Höchstadt). Als Achte erreichte die schnellste Frau des Tages das Ziel. Marina Schenk (TSV Dinkelsbühl), Lebensgefährtin des
Feuchtwanger Ausnahmesportlers Florian Holzinger, siegte in 32:19 min. Die Stuttgarterin Andrea
Wicke folgte in 33:03 min. Luisa Ordner (TSC Neuendettelsau), bereits Stammgast über 7 km, ging zunächst sehr flott an, in der Endabrechnung
zeigte sich die 23-Jährige nach 34:05 mit dem dritten Stockerlplatz auch noch sehr zufrieden.
Zwischenzeitlich wurden immer wieder aktuelle Renninformationen von der Halbmarathonstrecke übermittelt: Endisu Getachew baute seine Führung
immer mehr aus, gefolgt von Kai Reißinger und Andreas Doppelhammer. Es waren schon längst über 5 Minuten Vorsprung, als der 24-Jährige die
Trocknungsanlage passierte und nun gingen die Blicke auch auf die Rekordliste. Paul Sichermann vom TSV 1860 Ansbach war von 1997 bis 2003
siebenmal in Folge siegreich und seine legendäre, 2001 aufgestellte Streckenrekordmarke von 1:10:41 Std. schien unbezwingbar. Wenig später war
nicht nur dieser Rekord Geschichte, sondern auch eine Schallmauer geknackt: Endisu Getachew verbesserte die Bestleistung auf 1:09:34 Std. Der
scheinbare Newcomer war aber keiner. Seit über einem Jahr lebt der äthiopische Asylbewerber bei Pegnitz. Der passionierte hatte Läufer im Vorfeld
einige Widrigkeiten zu bewältigen: Beruflich hat er aktuell keine Aussichten auf eine Anstellung und so konzentriert sich der Äthiopier auf seine Läufer
-Karriere. Sein großer Traum sei es, als Mitglied des deutschen Nationalteams Marathons zu laufen. Da er bei Pegnitz in einer Wohnung mit anderen
Asylbewerbern lebt, kann er sich keine professionelle Lauf-Ausrüstung leisten. Richtige Laufschuhe bekam er erst im vergangenen Sommer
geschenkt. Auch konnte er wegen einer ungeklärten Verletzung am Bein im Winter monatelang nicht trainieren. Als Asylbewerber bekam er kein MRT
und damit keine genaue medizinische Diagnose. Im Herbst des vergangenen Jahres konnte er bereits in 2:31:22 Std den Fränkische-Schweiz
-Marathon für sich entscheiden und nach der Verletzungspause triumphierte der 24-Jährige in 1:08 Std beim Halbmarathon im Rahmen des Fürther
Metropol-Marathons. Das Lächeln des Siegers, auch später auf dem Siegerpodest, war auch in „Worma“ der beste Dank an Organisatoren und
Zuschauer. Auf den Plätzen leuchtete es wie erwartet in weisschwarz: Kai Reißinger (M.O.N.), 2012 siegreich, belegte zum dritten Mal und zum
vierten Mal insgesamt in Folge den zweiten Platz, diesmal in ausgezeichneten 1:15:52 Std. Sein Vereinskollege Andreas Doppelhammer folgte in
1:17:31 Std und damit sicherte sich der Gunzenhausener zum fünften Mal in Folge den Titel des Stadtmeisters. Beide hatten im Verlaufes des
Rennens immer mehr mit der drückenden Schwüle zu kämpfen. Auch etliche andere Läufer kommentierten die Witterungsbedingungen mit Worden, die nicht unbedingt als druckreif zu bezeichnen sind.
Auf die schnellste Frau des Tages brauchte man nicht lange zu warten. Sarah Hahn, in Uffenheim aufgewachsen und inzwischen in Feucht zu Hause,
befindet sich bereits in der Vorbereitung auf den Berlin-Marathon. In der Bundeshauptstadt hat sie noch eine Rechnung offen, finishte sie doch im
Vorjahr in 3:01 Std. Mit ihren ausgezeichneten 1:26:54, aus dem Training heraus gelaufen, zeigte sie sich sehr zufrieden, bei ihrem Sieg im Jahre
2012 war sie noch acht Minuten langsamer. Einen kleinen Wehrmutstropfen fand sie doch. „Ich wäre gerne achter Mann geworden, also einstellig in
der Gesamtwertung“ – am Ende lagen neun Männer vor der Gesamtzehnten. In 1:32:35 Std. passierte Ursula Schürle (DJK Teutonia Gaustadt) als
Zweite das Ziel, Rang 3 ging in 1:37:21 Std. an die Vorjahreszweite Maria de Fatima Ferreira de Jesus aus Erlangen. Der Titel der Stadtmeisterin ging in 1:48:15 an die vereinslose Daniela Rubensdörfer.
Wie gewohnt, treffen sich auch die Läuferlegenden der Region am Altmühlsee. Da wäre zum Beispiel der Altentrüdinger Fritz Edelmann. Dessen
Verletzungsgeschichte könnte für Medizinstudenten ein Lehrbuch ersetzen und diesmal war es der Meniskus, welcher ihm zu schaffen machte.
Ungeachtet dessen entschied er in 1:44:00 Std. seine Altersklasse M65 für sich. Der 66-Jährige hat ein Ziel: am 11. Oktober will er bei der 30.
Auflage des München-Marathons zum 30. Male am Start stehen. Sein Arzt Dr. Stephan Malinger ist selbst Marathonläufer, immerhin hält er seit 2013
mit seinen Teamkollegen vom TSV 1860 Ansbach Stefan Egerer und Matthias Henninger den Mannschaftskreisrekord, doch vielleicht muss dieser
doch einmal die Notbremse ziehen… Der Cronheimer Walter Kübler vom SV Unterwurmbach, bei allen Altmühlsee-Halbmarathons dabei, kam
diesmal in dieser Altersklasse hinter Fritz Edelmann, Georg Winsczyk (Lauftreff Ansbach-Nord) und Eberhard Hatz (Herrieder Aquathleten) nur als
Vierter ins Ziel. Spannung auch im Duell der Ältesten in der M70: Wulfhard Fahsold (TSV 1860 Ansbach), auch schon längst Stammgast am
Altmühlsee, konnte sich in 1:49:40 Std bei seinen Dauerrivalen Heinz Hämmerer (LT Heidenheim/Brenz) für die beim Dürrwanger Kappellauf erlittene Niederlage revanchieren.
Auch wenn am Ende die persönliche Laufzeit nicht immer passte, können Organisatoren und Helfer auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken.
Polizei und Feuerwehr sorgten für die Sicherheit, die Kameraden vom Roten Kreuz und von der Wasserwacht kümmerten sich um die Gesundheit der
Läufer. Die Siegerehrung ging schnell über die Bühne und hungrig brauchte keiner nach Hause zu gehen – Speis und Trank gingen nie aus. Im
Läufergästebuch der Veranstaltungshomepage www,altmuehlsselauf.de gab es bereits die ersten positiven Rückmeldungen uund inter dieser
Adresse können auch Ergebnisse und Bilder angesehen werden. So geht der Blick nach vorne: die 31. Auflage des Altmühlseelaufes ist für den 23.
Juli 2016 geplant – eine Woche später als geplant, aber wie heuer auch eine Woche nach dem Challenge-Triathlon in Roth…
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