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Erfurt, 03.03.2012 Meisterschaftspremiere ohne Training
Das war sie nun, meine Premiere bei Deutschen Hallenmeisterschaften. Bei Deutschen
Seniorenmeisterschaften muss man sich ja qualifizieren, über 800 m sind in meiner neuen Altersklasse M50 2:22 min gefordert. Das hatte ich ja im letzten Jahr dreimal, in
Edenkoben, Elsenfeld und Rotterdam unterboten und damit war klar. Wenn ich die Möglichkeit habe, bei „Deutschen“ zu laufen, will ich es auch tun – wer weiss, wie lange
ich die Norm noch knacken kann. Nur mein Körper hielt davon nicht viel. Beim ersten der beiden geplanten Testrennen hatte ich nach einer 2:24 min anschließend Schmerzen im
Vorderfuß, die definitiv nicht muskulären Ursprung waren – ich kenne meine Schmerzen. Ein geregeltes Schnelligkeitstraining war so unmöglich, auch die ruhigen Läufe musste
ich zurücknehmen, zumal noch eine Erkältung dazukam. Nach Buttenwiesen tat es zwar auch im Fuß weh, aber an einer anderen Stelle. Die letzten Flutlichtsteigerungen dann
ergaben, dass von der ursprünlichen Verletzung nichts mehr zu spüren war. Also war klar: Die Entscheidung, ob ich in Erfurt laufe, fällt eben in Erfurt. So traf ich mich mitten in
der Nacht um 6 Uhr mit Aggi und Jochen Düll, um die Reise nach Thüringen anzutreten. Aggi war ja schon um 10:45 Uhr mit dem Diskus im schönen Steigerwaldstadion dran. Gegen 13:45 Uhr machte ich mich dann
auf meine Erwärmungsrunden in eben jenem Stadion. Bei dem Frühlingswetter hätte man eigentlich auch die 800 m draußen laufen können… Die langen Steigerungen ergaben dann: alles halbwegs in
Ordnung. Inzwischen wusste ich: von den zehn Meldungen waren sieben Starter übrig geblieben und ich stand dann ganz aussen auf Bahn 4. Letzte Steigerungen mit Spikes in der Halle – die Buttenwiesen
-Schmerzen waren mal zu schüren, sonst nichts. So ging es dann in den Call-Room und von dort wurden wir dann in den Innenraum geführt. Ein Mitläufer sagte noch: „Die vier werden vorne wohl ihr eigenes
Rennen laufen“. Das bedeutete: von den 2:19 bis 2:21-Meldungen waren drei der vier Mann vor Ort.Horst Spiegl kam noch vom
Stabhochsprung hinüber, um mir viel Glück zu wünschen – er hätte es nötiger gehabt: Stabbruch – der Albtraum eines jeden Stabhochspringers. Erster Ablauf – abgebrochen. Zweiter Ablauf, auf
Fußstellung konzentriert – alles o.k. Dann der Start. Der erste Versuch wurde abgebrochen, da war wohl einer noch sehr nervös. Im zweiten Anlauf kam nach langer Wartezeit
der Schuss – das Rennen ins Ungewisse hatte begonnen. Zunächst hörte ich aber noch mehr in meinem Körper hinein und achtete nicht ganz auf die innere Linie. Der zuständige
Bahnrichter versicherte mir später, dass er alle Augen und auch die Hühneraugen zugedrückt hätte… Dann war ich Sechster und es ging eben um die Plätze 5 bis 7. Nach der
ersten Runde riskierte ich einfach mal etwas und war nun Fünfter, Joachim Peters und Joachim Weber ließen sich aber nicht abschütteln. 68 Sekunden zur Halbzeit, wenn ich
fit gewesen wäre, hätte das gepasst. So zogen beide dann aber wieder vorbei und ich hatte ganz einfach noch nicht das Stehvermögen, dranbleiben zu können. Vor vier Wochen in
Ludwigshafen konnte ich den damals angeschlagenen Joachim Weber auf der Schlußrunde überholen, diesmal war ich chancenlos. Ich versuchte dann nur noch, das Rennen
halbwegs locker zu Ende zu bringen, am Ende blieb die Uhr bei 2:28,69 min stehen. Dann schaffte es sogar noch jemand, alle sieben Läufer zum Gruppenfoto zusammenzutrommeln. Und immer wieder kamen wir ins
Gespräch. Es gibt bei den Senioren manchmal sehr verbissene Typen, aber alle diejenigen, mit denen ich ins Gespräch kam, waren da
von der anderen Sorte. So ging es dann mit Trainingsjacke, Mütze und kurzer Hose wieder hinaus ins Steigerwaldstadion. Als ich meinte,
damit fertig zu sein, kam Joachim Weber entgegen und ich hing einfach mit ihm zusammen noch mal drei Stadionrunden dran. Wir beide
wollen diese Arena im Juli wiedersehen – zu den Deutschen Seniorenmeisterschaften. Hoffentlich ist das Wetter da auch so schön – 6 Grad bei Regen wollen wir nicht.
Ich muss vorher noch mal nach Thüringen – das Abenteuer Cross-DM überstehen. Hoffentlich schaffe ich es in meiner derzeitigen Form, da jemanden hinter mir zu lassen. Fotos: Joachim Peters ( www.joapet.de )
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