Emsdetten, 14./.15.06.2025 Doppellangdistanz - Marc Hartmann macht das Unmögliche möglich.
 3,8 km Schwimmen im Kanal, 180 km Radfahren
und 42,2 km Laufen durch den Triathlonlandkreis Roth - tausende Triathleten erwarten sehnlich den großen Tag Anfang Juli. Einigen sind diese viel zu kurz. Diese tafen sich im nordrheinischem Emsdetten
zum Internationalen Double-Ultratriathlon , wo auf der Doppellangdistanz auch die Weltmeister der IUTA (Innational Ultratriathlon Association) ermittelt wurden. 7,6 km Schwimmen mit acht weiteren Teilnehmern in
einem 50-Meter-Schwimmbecken, also 152 Bahnen, dann 360 km auf einer Wendepunktstrecke Radfahren, 82 Runden á 4.412,33 Meter und schliesslich 84,4 km Laufen auf einer
Wendepunktstrecke, 50 Runden á 1.691,94 Meter, dazu Temperaturen von über 30 Grad im oftmals nicht vorhandenen Schatten: 56 Männer und
sechs Frauen nahmen diese Herausforderung an, darunter auch Marc Hartmann von den Herrieder Aquathleten. Für ihn ging es jedoch nicht um
den Sieg, sondern um ein erfolgreiches Finish bei der bislang größten sportlichen Herausforderung seiner Karriere. Die Endphase der
Vorbereitung war nicht unbedingt, stand doch in der Vorwoche noch ein berufsbedingter Umzug an. So blieben die Umzugskartons noch stehen, als Hartmann mit seiner Familie die Reise ins Nordrheinische antrat. 
Am Samstag um 7 Uhr fiel für 61 Männer und
sechs Frauen der Startschuss, der offizielle Zielschluss war 34 Stunden später am Sonntag um 17 Uhr geplant. Zunächst galt es so, mit acht weiteren Schwimmern im 50-Meter-Becken des Freibades 152 Bahnen
zu absolvieren. Drei Stunden hat sich Hartmann für die 7,6 Kilometer vorgenommen und tatsächlich entstieg er nach 3:03:34 Stunden dem nassen Element. Gegen Zehn Uhr send jedoch die
Temperaturen bereits deutlich angestiegen, als Hartmann die 360 Radkilometer in Angriff nahm. Der 4,4 Kilometer lange Rundkurs war gut zu
fahren, jedoch machte die Hitze vom über 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten vielen zu schaffen. Auf der kurzen Runde klappe es auch dank
seiner Betreuer mit der Verpflegung und den Getränken bestens. Zur Kühlung musste immer wieder ein nasses Handtuch unter dem Helm herhalten, literweise wurde auch Wasser über den Körper geschüttet. So ging es dann
hinein in die kühlere Nacht, bis Hartmann nach 15:31 Stunden gegen 2:30 Uhr auf die Laufstrecke wechselte. Für zwei Stunden waren so alle 47 verbliebenden Teilnehmer
auf der etwa 1,6 Kilometer langen Runde unterwegs, bis sich um 4:30 Uhr, also nach 21:26 Stunden der Münsteraner Tom Dreyer den Titel sicherte. Zu diesem Zeitpunkt
musste Hartmann eine Stunde Powernap einlegen, um überhaupt weiterlaufen zu können. Am frühen Morgen, Viertel vor Sieben, finishte auch die neue Weltmeisterin:
Die in Fürth lebende Neustädterin Lisa Helm (Team Optimum / Team Fittertec) sicherte sich n ach 23:42:04 Stunden als Gesamtvierte den Titel - sie hatte dich von Marc
Hartmann zur Teilnahme überreden lassen. Gegen 8 Uhr, als sich erneut ein heißer Hochsommertag ankündigte, kam bei Hartmann der Tiefpunkt. "Mein Kö rper wollte nur noch schlafen, schlafen, schlafen und es lagen
noch 63 Kilometer vor mir". Die prognostizierte Ankunftszeit lag zu diesem Zeitpunkt bereits gegen 19 Uhr, also zwei Stunden nach Zielschluss. Ein Athlet nach dem anderen lief ins Ziel ein und
Hartmanns Schmerzen wurden immer größer. "Ab etwa 14 Uhr hat mich mein Team abwechselnd begleitet und mir regelrecht „Beine“ gemacht." Das Tempo
wurde wieder schneller und er konnte Runde für Runde Zeit gut machen. Ab 15:45 Uhr wurde Hartmann zum Alleinunterhalter, denn alle anderen Teilnehmer hatten
entweder gefinisht oder aufgegeben. Der Veranstalter organisierte im Hintergrund einen möglichen Zieleinlauf bis 18 Uhr. "Der Moderator, das Orgateam, die
Zuschauer, meine Familie und Freunde waren absolut losgelöst. Die Stimmung war gigantisch." Nach 34:25:25 Stunden für 450 Kilometer, um 17:25 Uhr wurde
Hartmann von allen Anwesenden regelrecht ins Ziel getragen, der wohl emotionalste Moment als Schlusspunkt dieses sportlichen Wettkampfes. Für die
WM-Wertung gilt der Wettkampf wegen Zeitüberschreitung als "nicht gefinisht", jedoch nicht für die Organisatoren. Urkunde, Finishermedaille, Finishershirt, alles
hart erarbeitet. Hartmann ist an diesem späten Nachmittag laut der lokalen Presse ganz sicher Sieger der Herzen geworden. „Was gibt es Schöneres, als einmal
beim Triathlon letzter zu sein?“ philosophierte Bernhard Vogel von seinem Moderatorenpodest aus. Von 61 Männern erreichten lediglich 36 das
Ziel, von sechs gestarteten Frauen deren drei, die Abbrecherquote war selbst für derartige Distanzen ungewöhnlich hoch - mit Sicherheit der
Hitze geschuldet. Hartmann hat diesen härtesten Kampf seiner Karriere bestanden. Bilder: Sandra Hartmann
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